Mein Weg zur Pflanzenkost

Es sind oftmals Schlüsselerlebnisse, die eine Veränderung auslösen. So war es auch bei mir. Ich nannte mich zwar schon immer Tierfreund, machte aber einen großen Unterschied zwischen den Tieren, die bei mir zu Hause auf der Couch liegen und im Bett schlafen durften, und denen, die auf meinem Teller landeten. Ich hinterfragte das Ganze nicht. Zu Hause bin ich mit Fleisch und Wurst aufgewachsen. Teewurst auf dem Frühstückstisch, Bolognese zum Mittagessen und zum Abendbrot Lyoner: Das alles war für mich die längste Zeit meines Lebens normal.

2015 dann die Veränderung. Nein, sie kam nicht von heute auf morgen. Mein Weg zum Vegetarismus verlief schleichend. Es begann 2013 mit einem Schicksalsschlag im engsten Familienkreis: Diagnose Darmkrebs. Im selben Jahr dominierte eine Nachricht die Medien: Rotes Fleisch begünstigt die Entstehung von Krebs. Beide Faktoren waren für mich auf einmal nicht mehr zu trennen. So beschäftigte mich die Frage, ob bei mir ein genetisch veranlagtes Risiko besteht, an Darmkrebs zu erkranken. Und wenn ja, ob ich dem durch meine Ernährungsweise entgegensteuern könnte. Von da an hatten das Abendbrot und der Sonntagsbraten einen Beigeschmack. All die Informationen, die ich in der Folge gewann, ließen sich immer schwerer ausblenden.

Schicksalsente öffnet mir die Augen

Im Sommer 2015 war dann Schluss: Mein finaler Augenöffner war ein Küken. Gerade mal ein paar Tage alt, saß es bei einem dienstlichen Besuch bei den Kleintierzüchtern in meiner Hand. Dass dieses kleine, fluffige, lieblich dreinschauende Etwas eine frisch geborene Pekingente war, konnte ich kaum glauben: Mit der Pekingente, die ich beim Asiaten ganz gerne aß, hatte dieses wundervolle Wesen wenig zu tun. Als ich erfuhr, dass diese Mini-Ente bereits todgeweiht war – sie sollte zum Weihnachtsfest geschlachtet werden – hat sich in meinem Kopf der Schalter umgelegt: Ich empfand es als ungerecht, dass der Mensch über das Leben eines anderen Geschöpfes entscheidet. Später erfuhr ich übrigens, dass das Küken zum Glück doch nicht geschlachtet wurde.

Mitten im Buch war Schluss

Die Begegnung mit dieser Schicksalsente hat jedoch mein Leben verändert. Eine Dokumentation über Massentierhaltung folgte auf die nächste. Ich verschlang sämtliche Bücher und Informationen, die ich in die Finger bekam. Nicht einmal bei der Hälfte von Jonathan Safran Foers „Tiere essen“ angekommen, hörte mein Wurst- und Fleischkonsum schlagartig über Nacht auf. Mein Leben als Vegetarier begann…

… und dauerte gute zwei Jahre an. 2017 wurde ich vegan. Geplant war das nicht. Die Ernährungsumstellung entstand durch einen Selbstversuch. Um herauszufinden, ob durch das Weglassen von Milchprodukten mein Hautbild besser werden würde, erlegte ich mir die Challenge auf: einen Monat vegan ernähren. Challenge accepted!

Bereicherung anstelle von Verzicht

Ja, diese Challenge dauert bis heute an. Nach Ablauf des Monats ging es mir so gut, ich fühlte mich fit, lebendig und vermisste absolut gar nichts auf meinem Teller, so dass ich einfach bei der veganen Ernährung geblieben bin. Mein 2016 gestarteter Food-Blog „Schürzenträgerin – Fleischlos durch den Tag“ wurde von dem Zeitpunkt an nur noch mit rein pflanzlichen Rezepten und Inhalten gefüttert. Die vegane Ernährungsweise wurde zu meiner Leidenschaft: Ich entdeckte Neues in der Küche, kochte so vielseitig wie nie zuvor, setzte mich zum ersten Mal in meinem Leben mit Mikronährstoffen auseinander und hörte immer wieder intensiv in mich und meinen Körper hinein. Mein Wohlbefinden wuchs, meine Leistungsfähigkeit steigerte sich und meine Stimmung hellte sich auf. Die vegane Ernährung war das, was in meinem Leben gefehlt hat.

Ende 2018 entschloss ich mich deshalb zu einem Fernstudium zur Veganen Ernährungsberaterin bei ecodemy. Ich wollte mir fundierte Kenntnisse aneignen – eigentlich nur für mich selbst. Allerdings verspürte ich im Laufe der Ausbildung immer mehr den Wunsch, all dieses Wissen auch mit anderen zu teilen. Anderen durch eine pflanzenbasierte Ernährungsweise zu mehr Wohlbefinden zu verhelfen. So habe ich nach meinem Abschluss meine vegane Ernährungsberatung VEGANESSE® gegründet und es mir zur Herzensangelegenheit gemacht, andere auf ihrem Weg der Ernährungsumstellung zu begleiten. Ich freue mich, diesen Weg gemeinsam mit dir zu gehen!