Fastenzeit: Warum fasten so viele? Welches Fasten eignet sich für dich?

02.02.2023

Fastenzeit: Warum fasten so viele? Welches Fasten eignet sich für dich?

Fasten liegt im Trend! Wenn du dich umhörst, wirst du ganz häufig Menschen begegnen, die regelmäßig Heilfasten, Basenfasten oder Intervallfasten – und die dir vorschwärmen, wie toll sie sich damit fühlen. Für einen Laien kaum vorstellbar: Wie soll man sich denn gut fühlen, wenn man für eine gewisse Zeit keine Nahrung zuführt? Allein schon bei diesem Gedanken knurrt vielen der Magen. Weil das Thema Fasten immer wieder in meinen Beratungen angesprochen wird, mag ich dich mit diesem Beitrag dazu einladen, dich mit der Thematik etwas vertrauter zu machen.

Ernährungsgeschichte: Nahrungskarenzen gab es schon immer

Für uns schwer vorstellbar: Aber in der Menschheitsgeschichte gab es schon immer Zeiten der Nahrungskarenz. Nicht immer war Nahrung in der Hülle und Fülle verfügbar, wie es die meisten von uns heute kennen. Egal, ob Eiszeit, Kriege oder andere Umstände: Auf körpereigene Reserven zurückzugreifen, weil keine Nahrung vorhanden war, das ist so alt wie die Menschheitsgeschichte selbst. Selbst der bewusste Verzicht auf Nahrung, wie du ihn vom Fasten kennst, ist nicht neu. Du findest ihn in fast allen Religionen. Ob die Zeit zwischen Aschermittwoch bis Ostern, die bei den Christen als Fastenzeit deklariert ist, der Ramadan im Islam oder Fastentraditionen im Judentum oder unter den buddhistischen Mönchen: Fasten aus religiösen Motiven ist uns allen bekannt. Inzwischen verliert der religiöse Gedanke mehr und mehr an Bedeutung. Wer sich bewusst für eine Fastenzeit entscheidet, macht das meist aus einem gesundheitlichen Motiv.

Was ist Fasten überhaupt?

Unter Fasten versteht man die freiwillige Entscheidung, für einen Zeitraum X auf Nahrung(sbestandteile) und/oder Genussmittel zu verzichten. Zahlreiche Studien belegen inzwischen die positiven Wirkungen einer Fastenzeit für Körper, Geist und Seele. Fasten kann das Wohlbefinden steigern, therapeutisch und präventiv angewandt werden. Dein Körper greift dabei auf körpereigene Reserven zurück, weswegen Fastenzeiten einhergehen sollten mit:

  • einer begrenzten, vorab festgelegten Dauer
  • moderater körperlicher Bewegung, um dem Muskelabbau entgegenzuwirken und den Kreislauf in Schwung zu halten
  • Ruhe und Entspannung, um die Energiereserven nicht zu stark zu strapazieren.

Der Appetit geht während einer Fastenperiode automatisch zurück, was durch regelmäßig durchgeführte Darmentleerungen unterstützt werden kann. Das Schöne am Fasten ist, dass deine Leistungsfähigkeit trotz verminderter Energiezufuhr nicht leidet. Fasten dient der Reinigung und Regeneration des Körpers und kann als Einstieg in eine gesündere Ernährungsweise genutzt werden.

Ist Fasten gesund?

Auf folgende Krankheitsbilder kann sich Fasten laut Deutscher Gesellschaft für Ernährung (DGE) positiv auswirken:

  • chronische Entzündungen
  • kardiovaskuläre Erkrankungen (chronisch)
  • chronische Schmerzerkrankungen
  • Metabolisches Syndrom
  • atopische Krankheiten
  • psychosomatische Erkrankungen.

So soll Studien zufolge eine Fastenzeit Entzündungen eindämmen, Stoffwechselstörungen normalisieren, Blutdruck sowie Blutfettwerte optimieren und regenerierend wirken. Der größte Pluspunkt: Durch Fasten wird die körpereigene zelluläre Selbstreinigung aktiviert, was auch als Autophagie bekannt ist. Dieser Prozess soll vor Krebs und neurodegenerative Krankheiten schützen und zu einem gesünderen, längeren Leben beitragen.

Eignet sich Fasten für jeden?

Nein! Nicht jeder sollte fasten. Wer untergewichtig ist, unter Essstörungen oder Mangel- und Fehlernährung leidet, der sollte über Fasten gar nicht erst nachdenken. Auch Menschen mit Organerkrankungen sowie Kinder, Jugendliche, Schwangere und Stillende sollten von einer Fastenzeit absehen. Bei Menschen mit Vorerkrankungen empfehle ich eine medizinische Betreuung während der Fastenzeit.

Auch rate ich Menschen vom Fasten ab, die sich allein dadurch eine Gewichtsreduktion erhoffen. Fasten geht zwar durch die verminderte Energiezufuhr in der Regel mit einem Gewichtsverlust einher, jedoch ist dieser nicht von Dauer: Nach der Fastenzeit landen die gefallenen Pfunde schnell wieder auf den Hüften, manchmal wird das ursprüngliche Ausgangsgewicht sogar überschritten. Wer langfristig abnehmen möchte, kommt um eine Ernährungsumstellung – gepaart mit Bewegung – nicht herum.

Welche Fastenarten gibt es?

Inzwischen gibt es so viele Fastenarten, dass für jeden eine passende dabei ist. Ich mag dir an dieser Stelle die bekanntesten und häufigsten Fastenarten vorstellen, die in der Regel zwei Dinge gemeinsam haben: Vor der Fastenzeit wird der Körper bereits langsam der Nahrungszufuhr entwöhnt. Der Fastenzeit geht ein Entlastungstag mit verminderter Kalorienzufuhr, häufig kombiniert mit einer Darmentleerung voraus. Im Anschluss an das Fasten wird sich durch Aufbautage langsam wieder der ursprünglichen Energiezufuhr angenähert.

Heilfasten nach Dr. Otto Buchinger
Es ist der Klassiker des Fastens: das Heilfasten nach Buchinger. Heilfasten zielt auf eine Art Entgiftung es Körpers ab. Diese Form des Fastens ist präventiv wie kurativ durchführbar. Nach einem Entlastungstag mit leichter Nahrung, etwa einem Apfel, Haferflocken oder (Pflanzen-)Joghurt, sowie einer Darmreinigung, die das Hungergefühl reduziert, werden für einen bestimmten Zeitraum (7 bis 14 Tage) nur flüssige Nahrungsmittel wie Tee, Gemüsebrühe, Obst- und Gemüsesäfte dem Körper zugeführt. Die Energieaufnahme beschränkt sich auf etwa 250 Kalorien am Tag. Kombiniert wird diese Fastenart mit ausreichend Bewegung, um dem Verlust der Muskelmasse entgegenzuwirken und zugleich den Kreislauf in Schwung zu bringen, der durchs Fasten in die Knie geht. Das Heilfasten nach Buchinger findet auch in der Medizin Anwendung.

Fasten nach Hildegard von Bingen
Auch Hildegard von Bingen war eine Vorreiterin des aktuellen Fastentrends. Fasten nach Hildegard von Bingen geht ebenfalls mit leichter Kost vor der eigentlichen Fastenzeit sowie einer Darmreinigung einher. Während der Fastenzeit von bis zu 12 Tagen nimmt man ein bis zwei Mal am Tag Gemüsebrühe mit Dinkelschrot und vielen Kräutern zu sich. Auch gedünstete Äpfel sind erlaubt. Bis zu 800 Kalorien werden so am Tag zugeführt. Zu trinken gibt es Fencheltee und darüber hinaus viel Bewegung.


Wasserfasten
Diese Fastenart ist die strengste und körperlich zehrendste. Aus gesundheitlichen Gründen wird sie nicht empfohlen. Während der Fastenperiode, in der Regel auch hier 7 bis 14 Tage, wird keinerlei feste Nahrung zugeführt. Nur Wasser und Kräutertees sind erlaubt. Das führt dazu, dass die Stoffwechselvorgänge auf ein Minimum heruntergefahren werden, um Energie zu sparen. Damit einher gehen Symptome wie Kopfschmerzen, Müdigkeit und Schlappheit. Beim Wasserfasten wird am meisten Gewicht verloren. Es geht sowohl an die Fettreserven, aber auch an die Eiweißverbindungen in den Muskeln, so dass mit einem deutlichen Verlust an Muskelmasse gerechnet werden muss.

Fasten nach Franz Xaver Mayr
Fasten nach Mayr zielt auf eine Sanierung des Darms durch leicht verdauliche, einseitige Ernährung ab. Milch-Semmel-Kur wird diese Fastenart auch genannt: Denn zugeführt werden dürfen in der Fastenzeit neben Kräutertee und Gemüsebrühe auch Brötchen in etwas (Pflanzen-)Milch. Die Fastenzeit dauert in der Regel rund drei Wochen. Einläufe und Spülungen gehören in dieser Periode ebenso dazu wie Bauchmassagen, mit denen die Durchblutung der Organe angeregt werden soll.


Saftfasten
Das Saftfasten erlebt in den vergangenen Jahren einen neuen Hype. Für viele ist diese Form von Detox alltagstauglicher als andere Fastenarten. Wie bei vielen Arten des Heilfastens werden auch hier keine festen Nahrungsbestandteile zugeführt. Erlaubt sind beim Saftfasten neben Wasser, Kräutertees und Gemüsebrühe auch (frisch gepresste) Obst- und Gemüsesäfte. Diese versorgen den Körper auch in der Fastenzeit mit zahlreichen Mineralstoffen und Vitaminen sowie Kohlenhydraten, so dass der Körper nicht in den Fastenstoffwechsel fallen kann, bei dem ein Großteil der Energie aus den Fettreserven des Körpers gewonnen wird. Die Kohlenhydratspeicher werden durch die Zufuhr der Obst- und Gemüsesäfte nicht vollkommen geleert.

Basenfasten
Das Basenfasten ist ebenfalls eine beliebte Fastenart. Hier ist das Ziel, den Säure-Basen-Haushalt wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Dazu wird nicht völlig auf Nahrung verzichten wie etwa beim Heilfasten. Lediglich die Lebensmittel werden auf dem Teller weggelassen, die im Körper sauer verstoffwechselt werden. Das sind neben sämtlichen tierischen Produkten auch Getreide(-produkte) und Hülsenfrüchte. Gemüse, Salat, Obst, Pilze, Nüsse, Saaten, Kräuter – also ein Großteil dessen, was die vegane Ernährung ausmacht – sind erlaubt. Wie beim Saftfasten wird bei dieser Fastenart der Fastenstoffwechsel nicht aktiviert.

Intervallfasten
Derzeit besonders beliebt ist das sogenannte Intervallfasten, was mit dem klassischen Heilfasten nichts zu tun hat. Beim intermittierenden Fasten wird dem Körper über ein bestimmtes Zeitintervall hinweg keine feste Nahrung zugeführt. Auch Getränke, die den Blutzuckerspiegel ansteigen lassen, sind tabu. Intervallfasten liegt so im Trend, weil es alltagstauglich und simpel ist. Im Zeitintervall, in dem die Nahrungszufuhr erlaubt ist, darf alles gegessen werden. Hier gibt es keinen Verzicht und keine Umstellung. Es gibt verschiedene Formen des Intervallfastens. Am beliebtesten ist das 16-8-Intervallfasten: Hierbei fastest du 16 Stunden am Tag. Auf das Fastenintervall folgen dann acht Stunden, in denen du dich ganz normal ernähren kannst. An welche Uhrzeiten du die Intervalle knüpfst, steht dir offen. Hier können individuelle Vorlieben und Tagesabläufe berücksichtigt werden. Wer ohnehin kein Frühstück braucht, kann das Fastenintervall einfach vom Abendessen des Vortages bis zum Mittagessen erstrecken. Wer nicht gerne spät zu Abend isst, nimmt am späteren Nachmittag die letzte Mahlzeit des Tages ein und startet am nächsten Tag mit einem Frühstück.

Eine weitere verbreitete Variante des Intervallfastens ist das 5:2-Fasten. Hierbei wird fünf Tage die Woche normal gegessen, an zwei Tagen die Woche – im Bestfall nacheinander oder mit zwei bis drei Tagen Pause dazwischen – gefastet.

Auch bei diesem periodischen Fasten wird der Fastenstoffwechsel nicht angekurbelt. Bei normalgewichtigen Menschen hält sich während des Fastens das Gewicht stabil. Übergewichtige Menschen erleben häufig zu Beginn einen Gewichtsverlust, weil durch die Fastenintervalle weniger Zeit zum Essen bleibt.

Idealer Einstieg in eine gesündere Ernährungsweise

Fasten liegt im Trend! Wer schon einmal gefastet hat, schwört drauf und findet Gefallen an regelmäßigen Fastenkuren, die den Körper entgiften, das Wohlbefinden steigern und die Zellerneuerung anregen. Wer sich an eine gesündere Ernährung heranwagen möchte, für den kann eine Fastenkur der ideale Einstieg sein. Wichtig ist, dass eine Fastenkur zeitlich beschränkt ist. Damit umgehst du einen langfristigen Nährstoffmangel und einen zu starken Abbau deiner körpereigenen Reserven. Zur nachhaltigen Gewichtsreduktion eignet sich Fasten nicht. Hierzu musst du deine Ernährung langfristig umstellen. Gerne berate ich dich hierzu.

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